Ermüdungsbrüche, auch Stressfrakturen genannt, entstehen durch eine anhaltende Überbeanspruchung des Knochens, die dessen Regenerationsfähigkeit übersteigt. Anders als akute Knochenbrüche, die durch ein einzelnes starkes Trauma ausgelöst werden, entwickeln sich Ermüdungsbrüche schleichend über Wochen oder Monate. Besonders betroffen sind Sportarten mit wiederholten Stoßbelastungen wie Laufen, Triathlon, Basketball oder Turnen. Hier wirken über tausende von Bewegungszyklen hinweg kleine, wiederkehrende Kräfte auf dieselbe Knochenregion ein. Der Knochen reagiert zunächst mit Umbauprozessen, um sich der Belastung anzupassen. Gelingt diese Anpassung jedoch nicht schnell genug, entstehen Mikroverletzungen, die schließlich zu einer vollständigen Fraktur führen können. Am häufigsten betroffen sind das Schienbein, die Mittelfußknochen und die Hüftregion. Frauen sind insgesamt etwas häufiger betroffen als Männer.
Risikofaktoren erkennen und gezielt vorbeugen
Ein zentraler Risikofaktor ist eine zu rasche Steigerung von Trainingsumfang oder -intensität, insbesondere bei gleichzeitig unzureichender Erholungszeit. Auch abrupte Wechsel auf härtere Untergründe oder neue Trainingsarten erhöhen das Risiko. Neben trainingsbedingten Faktoren spielen auch biologische Aspekte eine Rolle. Eine verminderte Knochendichte – etwa infolge einer Essstörung, eines Mangels an Vitamin D oder Kalzium oder hormoneller Störungen – macht Knochen anfälliger für Ermüdungsbrüche. Fehlstellungen der Beine oder Füße sowie ungeeignetes Schuhwerk wirken ebenfalls belastend. Zur Prävention gehören deshalb eine langsam progressive Trainingsgestaltung, regelmäßige Erholungsphasen, eine ausgewogene Ernährung und die Optimierung von Bewegungsabläufen. Warnsignale wie belastungsabhängige Schmerzen, die auch nach dem Training bestehen bleiben, dürfen nicht ignoriert werden. Im Verdachtsfall sollte das Training sofort unterbrochen und ärztlicher Rat eingeholt werden. Je früher ein beginnender Ermüdungsbruch erkannt wird, desto schneller und vollständiger erfolgt die Heilung.
Ruhigstellung statt Ignorieren
Eine adäquate medizinische Abklärung ist unverzichtbar. Da frühe Ermüdungsbrüche auf normalen Röntgenaufnahmen oft nicht sichtbar sind, kommen meist Magnetresonanztomografie (MRT) oder Knochenszintigrafie zum Einsatz. Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad. In den meisten Fällen genügt eine konsequente Entlastung des betroffenen Bereichs über mehrere Wochen. Manchmal wird ergänzend eine Teilbelastung mit Gehhilfen oder eine Orthese empfohlen. Wichtig ist, die Belastung nur schrittweise wieder aufzubauen, üblicherweise unter ärztlicher und physiotherapeutischer Kontrolle. Hochrisikofrakturen, etwa am Oberschenkelhals, können operative Eingriffe erforderlich machen, um Verschiebungen zu verhindern. Eine verfrühte Rückkehr ins Training birgt erhebliche Risiken. Unvollständig verheilte Ermüdungsbrüche können nicht nur chronische Schmerzen verursachen, sondern im Extremfall auch die Sportkarriere gefährden. Deshalb sollte der gesamte Heilungsverlauf ärztlich begleitet werden, vom ersten Verdacht bis zur Wiederaufnahme des vollen Trainingsumfangs.