Die Hyper- oder Überkompensation ist ein spezifischer Begriff aus der Trainingslehre, der ein bestimmtes Verhältnis von Belastung, Ermüdung und Erholung ausdrückt. Diese drei Komponenten des Trainings bilden ein einheitliches Wirkungsgefüge, das nur bei einer richtigen Abstimmung einen gezielten Trainingseffekt erreichen lässt.
Der Organismus sorgt vor
Ausschlaggebend ist dafür die Eigenschaft des Organismus, dass nach einer Trainingseinheit, in der Energiepotentiale verbraucht wurden (und er ermüdet worden ist), die Energiereserven nicht nur auf das Ausgangsniveau zurückgeführt, sondern vielmehr darüber hinaus angereichert werden. Der Organismus sorgt sozusagen für weitere zu erwartende Belastungen vor, indem er sich auf ein höheres Leistungsniveau entwickelt, von dem aus zu erwartende Aufgaben leichter zu bewältigen sind. Dieser Mehrausgleich, diese Hyperkompensation, hält nur eine bestimmte Zeit an. Ein wesentliches Geheimnis jeder gezielten Trainingsplanung liegt darin, in dieser Phase die nächste Trainingseinheit anzusetzen, um von einem höheren Standard zur nächsten Hyperkompensationskurve anzusetzen.
Die Hyperkompensationskurven sind vom Trainingszustand des Athleten, des Alters, des Geschlechts, der individuellen Physiologie, der Ernährung, vom Trainingsinhalt und von einigen weiteren Faktoren abhängig.
Deutliche Ermüdung des Organismus
Pauschale Aussagen, wann der Einzelne seinen Hyperkompensationsgipfel erreicht, in welchem Rhythmus man also zu trainieren hat, sind kaum möglich. Erfahrene Athleten verlassen sich hierbei oft auf ihr Körpergefühl oder auf die Erfahrung ihres Trainers. Allgemein geht man jedoch in der Trainingslehre davon aus, dass die Mehrausgleichskurve der Ausdauer einen steileren Verlauf hat als die der Kraft. D.h.: Um einen Leistungsanstieg in der Ausdauer zu erreichen, muss häufiger trainiert werden als für die Kraftentwicklung.
In jedem Falle ist es wirksamer, das Training pro Woche zu splitten. D.h.: Es ist besser, zwei zur Verfügung stehende Stunden nicht auf einen Tag die Woche zu legen, sondern sie auf zweimal eine, oder sogar besser viermal eine halbe Stunde pro Woche aufzuteilen. Die einzelnen Trainingseinheiten dürfen jedoch nicht so weit reduziert sein, dass es zu keiner deutlichen Ermüdung des Organismus oder wenigstens einer Muskelgruppe mehr kommt.
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