In den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich die Bedeutung des Fitness-Begriffs im Alltag immer mehr gewandelt. Heute steht er synonym für ein sportlich, attraktives Aussehen. Straffe Muskeln und ein geringer Körperfettanteil rund ums Jahr signalisieren die körperliche Form. Doch ist das wirklich fit, oder handelt es sich hier lediglich um Attribute, die wir mit dem Begriff Fitness assoziieren?
Oft reine Kosmetik
In ihrer ursprünglichen Form steht Fitness für eine umfassende körperliche und geistige Leistungsfähigkeit gleichermaßen. Aber was sagt die Figur über Fitness aus? Muss ein wohlgeformter Arm zwangsläufig auch bei jeder Gelegenheit gut zupacken können? Die Antwort ist nein! Was viele in ihrer Freizeit betreiben, ist nicht viel mehr als reine Kosmetik. Ein Standard-Rückentraining an Latzug-Maschine und Hyperextensionsgerät kann allein noch keine Haltungsschäden beheben. Das wäre von einer Maschine auch etwas zu viel verlangt. Dazu müsste man erst einmal einen Trainer finden, der in der Lage ist, Haltungsschäden zu erkennen und die nötigen Programme auszuarbeiten, um diesen zu begegnen. Dieses Glück hat jedoch nicht jeder Trainierende.
Komplexes Zusammenspiel
Die ursprüngliche Idee eines Kräftigungstrainings – gleich mit welchen Mitteln – ist es, die Muskulatur so zu stärken, dass sie ihrer Funktion genügen kann. Etwas anderes ist es, mit dem Ziel zu trainieren, das Dickenwachstum des Muskels aus optischen Gründen anzuregen. Nun stehen Muskeldicke und Funktionalität zwar nicht zwangsläufig im Widerspruch, aber sie gehen ebenso wenig zwangsläufig Hand in Hand. Das gilt umso mehr, wenn bestimmte Muskeln oder Muskelgruppen aus ästhetischen Gründen überproportional ausgebildet werden. Dann können sie es den anderen Muskeln sogar ganz schön schwer machen, ihre Funktion noch hinreichend erfüllen zu können.
Besonders nachteilig kann sich ein solches Training am Rumpf bemerkbar machen. Wir haben bereits mehrfach darauf hingewiesen, wie Bauchmuskeln, Rückenstrecker und Gesäßmuskeln gemeinsam die Aufgabe erfüllen, die Lendenwirbelsäule zu stabilisieren und deren physiologische Form zu erhalten. Auch die darüber liegenden Muskeln sind häufig zu schwach, um ihre Aufgabe zufriedenstellend zu bewältigen und uns bis ins hohe Alter schmerzfrei und aufrecht durchs Leben zu bringen. Beim Aufbau einer leistungsfähigen Muskulatur sollte man daher nie deren komplexes Zusammenspiel vernachlässigen.
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